ANALOG
Warum Analog? Warum sich den Strapazen der analogen Fotografie aussetzen - gegen fortschrittliche Technologien arbeiten? Mittlerweile gibt es KI - gesteuerte Kameras, welche mit besseren Prozessoren ausgestattet sind als mancher Computer vor ein paar Jahren. Mit hunderten Autofokuspunkten, welche in einer hundertstel Sekunde ein Auge einer Spitzmaus erkennen und Scharfstellen können und zusammen mit einem Sensor, welcher nahezu rauschfreie Ergebnisse bis ISO 12800 das “klinisch perfekte” Foto fast ganz von alleine erzielt. Von den annähernd fehlerfreien, optischen Linsen, welche mittlerweile Dank neuester Technologien produziert werden können, ganz zu schweigen.
Das alles hat zwar im weitesten Sinne etwas mit der Fotografie zu tun, aber nicht mehr mit der Fotografie, bei der man sich tatsächlich noch auf sich selbst verlassen muss, um gute Ergebnisse erzielen zu können.
Was ich an der analogen Fotografie lieben und schätzen lernen durfte, war die Symbiose aus Kontrolle und Zufall.
Kontrolle, nicht nur da man gezwungen ist, durch limitierte Möglichkeiten jede Einstellung gut zu durchdenken, sondern vor allem, da man selbst verantwortlich für jeden Schritt in dem Prozess ist, bis ein Motiv aufgenommen, entwickelt und vergrößert wurde.
Ein weiterer klarer Punkt warum ich besonders die analoge Schwarz-Weiß-Fotografie immer der digitalen Schwarz-Weiß-Fotografie bevorzuge, ist der Fakt, dass es sich um “Daten” handelt, welche nicht nur zu hundert Prozent monochrom, sondern auch frei von binären Abstufungen sind, welche so auch auf den Film aufgenommen und ebenso verlustfrei auf lichtempfindliches Papier weitergegeben werden können. Diese Authentizität besitzt nur analoge Fototechnik und nicht einmal der modernste Monochrom-Sensor und der beste Drucker der Welt - es wäre immer nur eine Annäherung.
Zufall, naja, die Technik eben. Ich benutze mit großer Vorliebe vor allem rein mechanische Messsucher Kameras mit Glas aus den 50er bis 70er Jahren, als der Begriff asphärische Linse wahrscheinlich noch nicht einmal in der Medizin- oder Weltraumtechnik zum Einsatz kam. Auch der Entfernungsmesser der Kamera, selbst wenn er noch so präzise justiert ist, ist Steinzeit-Technik im Vergleich zu der Genauigkeit von heutigen Autofokus-Systemen. Aber am Ende ist es diese “Imperfektion”, gepaart mit der Ungewissheit, ob es tatsächlich so geworden ist, wie man es sich vorgestellt hat - was die analoge Fotografie und die dazugehörige Technik ausmacht.
Es geht also nicht nur rein um die Authentizität, den einzigartigen Look der damaligen Filme und Linsen, sondern ich bin persönlich einfach am Ende stolzer auf jedes einzelne analoge Bild, welches eben trotz der oben genannten Strapazen entstanden ist.
LAtest Work
On the streets
In einer Großstadt wie Frankfurt fühlt man sich oft klein, wenn man sich in mitten der riesigen seelenlosen Wolkenkratzer befindet und nach oben schaut - oft alleine, wenn man sich im wuselnden Alltagstrott dieser lebendigen Stadt, obwohl sich alles um einen herum bewegt, verliert.
Geschäftsmänner, die nur schwarze Zahlen auf weißem Blatt im Kopf haben, ständig die Zeitung mit den aktuellsten News und Trends zusammen mit dem Handy griffbereit. Der ältere Herr, der seit Stunden seinen dritten Tee oder Kaffee alleine vor sich hinschlürft, wartet bis er das Ganze morgen wiederholt - im gleichen Moment laufen andere wiederum zielstrebig von links nach rechts.
Eine von vielen Darstellungsmöglichkeiten einer Großstadt, aber eine, die ich zumindest, vielleicht auch durch einen gewissen persönlichen Filter, immer wieder wahrnehme und festhalten muss.
Die Normandie und Bretagne sind für meine Familie und mich seit Jahrzehnten ein wiederkehrender Rückzugsort. Es sind Orte voller Melancholie aber auch versteckter Schönheit, die man erst auf den zweiten Blick erkennt, aber auch Orte denen man die traurige Vergangenheit ansieht. Mein kleiner Bruder kann wahrscheinlich gar nicht verstehen, wie viele Soldaten unter seinen Füßen an diesem Strand ums Leben gekommen sind - zumindest noch nicht.
Mein persönlicher Rückzugsort ist die analoge Fotografie.
Mit ihr verbinde ich einen Weg meinen Geist völlig abzuschalten und einfach nur noch zu sehen. Keine Displays, keine digitalen Begleiterscheinungen - einfach nur einen Sucher, einen Film und Mechanik, welche dafür sorgt das Gesehenes auf Film belichtet wird.
Als Resultat entstehen manchmal Skizzen, manchmal Zeichnungen, manchmal Gemälde aus Licht.
Schwarz-Weiß, für mich Synonym für Schatten und Licht in der Fotografie. Damit zu arbeiten heißt sich nur darauf zu konzentrieren, alles andere auszublenden.
Der selbe Ansatz gilt, zumindest für mich, auch bei Portraits.
Farben kaschieren, in Schwarz-Weiß wird das “Gesicht” des Menschen erst sichtbar.